Eine umfangreiche Tagesordnung beschäftigte den Burgthanner Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung. Neben kontroversen Straßenbauprojekten stand auch das Planfeststellungsverfahren für die Juraleitung auf der Agenda.
Ortsdurchfahrt Dörlbach: Sechs Meter oder Stillstand?
Die emotional aufgeladenste Diskussion des Abends drehte sich um die Ortsdurchfahrt Dörlbach. Das staatliche Straßenbauamt Nürnberg fordert eine Mindestbreite von sechs Metern plus 1,50 Meter Gehweg – in der engen historischen Ortsdurchfahrt schlicht nicht umsetzbar. Realistisch sind maximal 5,50 Meter.
Die wichtige Verbindungsstraße zwischen Burgthann und Altdorf mit erheblichem Verkehrsaufkommen hat zwei kritische Engstellen, die nicht beide aufgeweitet werden können. Das Straßenbauamt zeigt sich unnachgiebig: Maximal über eine Engstelle könne man sprechen – aber nur, wenn nachgewiesen wird, dass Grunderwerb unmöglich ist.
Der beschlossene Weg vorwärts: Da das staatliche Bauamt keine Planungskapazitäten hat und die Straße nicht als Priorität einstuft, übernimmt die Gemeinde die Planung in Eigenregie. Der beauftragte Planer wird eine Lösung erarbeiten, die möglichst wenig Grunderwerb erfordert, aber die Regelmaße grundsätzlich einhält. Anschließend führt die Verwaltung Einzelgespräche mit betroffenen Grundstückseigentümern.
Die Alternative, falls keine Einigung erzielt wird: Die Straße bleibt, wie sie ist. Nach Verlegung von Kanal und Wasserleitung erfolgt ein einfacher Deckenbau – ohne Gehweg, ohne Verbreiterung.
Gemeindeverbindungsstraße Ezelsdorf-Grub: Voller Ausbau statt Sanierung
Es folgte die Diskussion zur Gemeindeverbindungsstraße zwischen Ezelsdorf und Grub. Nach Untersuchungen und Vorplanungen empfehlen die Fachleute, die enge Waldstrecke nicht nur zu sanieren, sondern vollständig auszubauen. Aus dem Gemeinderat kam zudem die Anregung gleichzeitig einen Radweg zu planen.
Die Straße soll so verbreitert werden, dass Begegnungsverkehr zwischen PKW und LKW problemlos möglich ist. Der Radweg ist eine schon lange stehende Forderung der Gruber Bürgerinnen und Bürger. Der Gemeinderat beschloss, Straßenausbau und Radweg als Gesamtpaket zu planen, da dies fördertechnisch sinnvoller ist als eine spätere Nachrüstung.
Der Vorteil: Die Regierung von Mittelfranken hat für den Straßenausbau Fördermittel in Aussicht gestellt.
Juraleitung: Gemeinde lehnt zwei Maststandorte entschieden ab
Das Planfeststellungsverfahren für die Jura-Leitung Abschnitt A-Ost beschäftigte den Arbeitskreis Jura-Leitung intensiv. Betroffen sind die Masten 166 bis 183 auf Burgthanner Gemeindegebiet. Bei zwei Maststandorten sieht die Gemeinde erhebliche Probleme:
Mast 177 bei der Kaserne wird entschieden abgelehnt. Der Leitungsabstand zur Wohnbebauung beträgt hier nur circa 249 Meter statt der geforderten mindestens 400 Meter. Der Arbeitskreis sieht eine “potenzielle erhöhte Gesundheitsgefährdung für Burgthanner Bürgerinnen und Bürger”. Besonders brisant: Es gäbe Alternativrouten mit wesentlich größerem Abstand.
Mast 167 beim Goldhut-Denkmal soll in unmittelbarer Nähe des interkommunalen Denkmals stehen und würde zu einer “massiven Schädigung des Landschaftsbildes” führen. Die Gemeinde empfiehlt ein Versetzen nach Nordosten direkt an den Waldrand.
In beiden Fällen kritisiert der Arbeitskreis, dass offenbar eine möglichst gerade Streckenführung über den Schutz von Anwohnern und Landschaft priorisiert wird.
Zusätzlich fordert die Gemeinde ein Beweissicherungsverfahren für Straßenschäden und die Kostenübernahme für die Verlegung einer Wasserleitung. Der Gemeinderat beschloss die Stellungnahme einstimmig.
Johanneskirche: Förderung trotz fehlendem Denkmalschutz
Ein juristisch anspruchsvoller Fall beschäftigte den Rat: Das evangelische Pfarramt Burgthann beantragte einen Zuschuss für die Sanierung der Johanneskirche (Gesamtkosten über 200.000 Euro). Das Problem: Die Kirche steht nicht unter Denkmalschutz, und bisher förderte die Gemeinde laut Auskunft der Verwaltung Kirchengebäude nur bei Denkmalschutz, Jugendbetreuung oder gemeindlicher Verpflichtung.
Die Lösung: Die Johanneskirche habe trotz fehlendem Denkmalschutz eine “städtebauliche und kulturelle Bedeutung” für Burgthann. Mit diesem Kriterium kann die Förderung gewährt werden. Der Gemeinderat bewilligte die Förderung nach den bisherigen Richtlinien (10% der Gesamtkosten).
Kernweg Pattenhofen: Rechtliche Klarstellung
Ein Antrag zur formellen Aufhebung des ursprünglichen Baubeschlusses für den Kernweg 704 sorgte für kontroverse Diskussion. Die Fraktion der Grünen argumentierte, dass das Wort “derzeit” im April-Beschluss eine temporäre Fixierung schaffe, die rechtlich nicht eindeutig genug sei. Der Antrag wurde nach längerer Diskussion mit nur einer Gegenstimme angenommen.
Einfriedungssatzung: 40 Jahre alte Regeln auf dem Prüfstand
Eine Anfrage zur Neuregelung der Einfriedungssatzung der Gemeinde, die Höhe, Materialien und Gestaltung von Zäunen und Sichtschutzmaßnahmen regelt, wurde kurz diskutiert. Bürgermeister Meyer kündigte an, dass dieses Thema nach dem 1.5.26 angegangen werden solle.
Nächste Termine
Eine außerordentliche Sitzung am 9. Dezember wird sich mit dem Dorfplatz Ezelsdorf und dem Thema Burggestaltung befassen. Am 15. Januar 2026 werden die Ergebnisse der Fragebogenaktion zum Thema “Wohnen im Alter” vorgestellt.
Last modified: 12 November, 2025
